TU Berlin: Deutsche Nationalparks finden mittlerweile eine hohe Akzeptanz

Es gibt Ärger. Mal wieder. Baden-Württemberg soll seinen ersten Nationalpark bekommen, und schon steht die Front zwischen Gegnern und Befürwortern. „Das ist häufig so. Gegen viele Nationalparks regte sich erst einmal Widerstand. Deshalb kann die Tatsache, dass alle bestehenden Nationalparks mittlerweile vom Großteil der Bevölkerung in der Region anerkannt sind, nicht hoch genug gewürdigt werden“, sagt Stefan Heiland. Er ist Professor für Landschaftsplanung und Landschaftsentwicklung an der TU Berlin und war Sprecher des Komitees zur Evaluierung der deutschen Nationalparks.

Unter der Leitung von EUROPARC Deutschland, dem Dachverband der Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks, ließen sich zwischen 2009 und 2011 erstmals alle 14 Nationalparks freiwillig begutachten. Zehn Handlungsfelder, darunter die rechtlichen Rahmenbedingungen, der Schutz der natürlichen biologischen Vielfalt und Dynamik sowie Bildung und Forschung, wurden untersucht. Die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung ist eine ihrer wichtigsten Stärken. Außerdem sind viele Nationalparks auch ein ökonomischer Faktor, obwohl Wertschöpfung keine originäre Aufgabe der Nationalparks ist, sondern ein willkommener Nebeneffekt. Vorrangiges Ziel sei es, „Natur Natur sein zu lassen“. Dies, so die Evaluierung, gelingt den Nationalparks zunehmend besser: Immer größere zusammenhängende Flächen würden nicht mehr wirtschaftlich genutzt, so Heiland. Dadurch würden eine Artenzusammensetzung und ein Landschaftsbild geschaffen, die es in der stark kultivierten Landschaft in Deutschland so nicht mehr gibt und die die Menschen daher nur in den Nationalparks erleben können.

Doch der Mensch reguliere noch zu viel. Manche Nationalparkverwaltung begründet zum Beispiel den Abschuss von Wild damit, dass aufgrund von Verbissschäden eine naturnahe Verjüngung von Wäldern gefährdet sei. Doch welche Natur soll eigentlich geschützt werden?“, fragt Heiland. „Überlässt man eine unnatürliche Ausgangssituation wie Forstmonokulturen der natürlichen Veränderung und nimmt in Kauf, dass die natürlich auftretenden Baumarten erst in einigen Jahrhunderten wieder dominieren werden – wobei nicht entschieden ist, welche das im Zuge des Klimawandels sein werden? Oder greift der Mensch zu Beginn der Renaturierung noch einmal ein, indem er fremdländische Arten entfernt und heimische Baumarten wie die Buche pflanzt, um die gewünschte Entwicklung in Richtung Naturnähe zu beschleunigen? „Das hat fast eine philosophische Dimension“, so Heiland. Die Natur sich selbst zu überlassen, inmitten einer dicht besiedelten Kulturlandschaft, ist eine große Herausforderung. Das Ziel, 75 Prozent der Fläche eines Nationalparks in Wildnis umzuwandeln, ist bislang in kaum einem Na-tionalpark umgesetzt. Ihre großen Stärken sind dennoch, laut Evaluierung, die rechtliche Absicherung der Parks sowie ihrer Angebote an Naturerlebnissen, Erholung und Bildung, was sie zu Besuchermagneten macht.

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