DLG stellt ersten Nachhaltigkeitsbericht der deutschen Landwirtschaft vor

DLG stellt ersten Nachhaltigkeitsbericht der deutschen Landwirtschaft vor

DLG-Nachhaltigkeitsbericht 2015 (Bildquelle: © DLG e.V.)

Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat im Vorfeld der weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau „Internationale Grüne Woche Berlin“ den ersten Nachhaltigkeitsbericht der deutschen Landwirtschaft präsentiert. Der „DLG-Nachhaltigkeitsbericht 2015 – Landwirtschaft in Deutschland“ beschreibt die Nachhaltigkeit anhand zentraler Kennzahlen aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlicher Verantwortung sowie eines aggregierten Nachhaltigkeitsindex. Dieser speziell entwickelte Nachhaltigkeitsindex setzt sich aus drei Indikatoren zusammen und ermöglicht, die Entwicklung der Nachhaltigkeit der Landwirtschaft auf einen Blick abzulesen.

(DLG). Der DLG-Nachhaltigkeitsbericht 2015 basiert auf der ersten umfassenden Studie zur Nachhaltigkeit der Landwirtschaft in Deutschland, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Agribusiness (IAB) sowie dem Institut für Agrarpolitik und Marktforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen erstellt wurde. „Die Landwirtschaft ist wie kein anderer Wirtschaftszweig auf natürliche Ressourcen angewiesen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, diese Existenzgrundlage nachhaltig zu bewirtschaften“, sagt Carl-Albrecht Bartmer, Präsident der DLG. „Der heute vorgelegte Bericht zeigt auf, was die deutschen Landwirte bereits erreicht haben, aber auch, wo die wesentlichen Herausforderungen für die Zukunft liegen.“

Insgesamt wurden zur Ermittlung der Nachhaltigkeitsleistungen 23 Einzelindikatoren ausgewählt, für die verlässliche, gut dokumentierte und lange Zeiträume umfassende Statistiken vorliegen. Sie betreffen die Bereiche Umweltverträglichkeit (u. a. Flächenverbrauch, Stickstoffeintrag oder Grundwasserbelastung), ökonomische Effizienz (u. a. Flächenproduktivität, Milchleistung oder Bruttowertschöpfung) sowie soziale Akzeptanz (u. a. Ausbildung, Entwicklungshilfe). Mit diesem Projekt wurde von den Forschern Neuland betreten. Zum ersten Mal überhaupt wurde versucht, den Nachhaltigkeitsstatus des ganzen Sektors Landwirtschaft zu erfassen und abzubilden. „In die Analyse eingeflossen sind aber nicht nur Kennzahlen, sondern darüber hinaus enthält der Bericht die Ergebnisse einer Umfrage unter 622 Landwirten zur Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe in Deutschland“, erläutert Prof. Dr. Dr. h.c. P. Michael Schmitz vom Institut für Agrarpolitik und Marktforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen den Studienansatz. Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen deutlich, dass das Thema Nachhaltigkeit für Landwirte einen hohen Stellenwert einnimmt und sie dies auch in ihrem Handeln für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft erkennen lassen.

Nachhaltigkeit hat sich verbessert, Potenzial für weitere Verbesserungen vorhanden

Die Nachhaltigkeit der deutschen Landwirtschaft hat sich im Beobachtungszeitraum erkennbar gesteigert und besitzt auch in Zukunft noch Potenzial für weitere Verbesserungen. So konnten z. B. die Energieeffizienz leicht verbessert und die Treibhausgasemissionen gesenkt werden. Die Stickstoffbilanz für die landwirtschaftlichen Nutzflächen weist aus, dass die Landwirtschaft die Stickstoffüberschüsse insgesamt tendenziell verringern konnte. In den kommenden Jahren muss überprüft werden, ob sich der seit 2010 zu beobachtende leichte Anstieg des Stickstoffüberschusses bestätigt. Die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Grundwasser und Lebensmitteln konnten erheblich verringert werden. Die Flächenproduktivität zeigte einen leichten, die Milchleistung der Kühe einen stärkeren Aufwärtstrend ebenso wie die Futterverwertung der Mastschweine.

Weiterhin Handlungsbedarf besteht beim Thema Biodiversität, also der Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten. Der hierfür herangezogene Vogelindikator weist rückläufige Werte auf. Zu einer umfassenden Betrachtung der Nachhaltigkeit gehört auch die Tiergerechtheit. Auf staatlicher Ebene existieren dazu keine geeigneten Indikatoren oder Teilindikatoren mit entsprechenden Datensätzen. Diese sollten im Rahmen der nationalen Berichterstattung entwickelt und erfasst werden. Es herrscht weitestgehend Einvernehmen darüber, dass hier ebenfalls noch Handlungsbedarf besteht. Die aktuellen Initiativen der Forschung, der Branche, von Nichtregierungsorganisationen und Politik sind darauf ausgerichtet, Tiergerechtheit stärker in der Nutztierhaltung zu verankern und dies in der Gesellschaft zu vermitteln.

Handlungsbedarf besteht auch beim Thema Flächeninanspruchnahme, die vornehmlich auf Siedlungs- und Verkehrswegebau zurückzuführen ist. Der tägliche Verlust an Landwirtschaftsfläche konnte von 140 ha im Jahr 2000 auf etwa 85 ha im Jahr 2012 gesenkt werden. Das entspricht allerdings immer noch einer Fläche von ungefähr zwei bis drei Landwirtschaftsbetrieben und ist mittel- bis langfristig nicht hinnehmbar. Bei Ausbildung und beruflicher Qualifikation der Landwirte zeichnet sich ein differenziertes Bild ab: Seit 2008 nimmt die Ausbildungsquote leicht ab, bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Qualifikationen, die in steigenden Abschlusszahlen der Fach- und Hochschulen sichtbar wird. Auch die wissenschaftliche Qualifikation des Branchennachwuchses steigt. „Mit diesem Bericht wurde eine wichtige Grundlage geschaffen, den Status quo sowie die Zukunftsperspektiven einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Entwicklung aufzuzeigen und zu diskutieren“, sagt Dr. Lothar Hövelmann, Geschäftsführer des Fachzentrums Landwirtschaft der DLG. Im nächsten Schritt werde es darum gehen, das Datenaufkommen auszuweiten und das Bild durch weitere Indikatoren abzurunden.

Nachhaltigkeitsindex soll für bessere Orientierung sorgen

Mit den bisher gewonnenen Erkenntnissen legt die DLG die Grundlagen für einen aggregierten Nachhaltigkeitsindex, der zukünftig fortgeschrieben werden und Einblick in den Entwicklungsfortschritt und den Handlungsbedarf geben soll. Dieser speziell entwickelte statistische Messwert setzt sich aus drei Indikatoren der Nachhaltigkeit -Umweltverträglichkeit, ökonomische Effizienz und soziale Akzeptanz – zusammen und ermöglicht, die Entwicklung der Nachhaltigkeit der Landwirtschaft auf einen Blick zu erfassen. „Für den Zeitraum 1990 bis 2012 ist eine durchschnittliche jährliche Verbesserungsrate der Nachhaltigkeit der deutschen Landwirtschaft in Höhe von 2,1 Prozent zu verzeichnen“, so Prof. P. Michael Schmitz.

Der vollständige Nachhaltigkeitsbericht der Deutschen Landwirtschaft sowie die Kurzfassung stehen unter www.dlg.org/nachhaltigkeitsbericht.html kostenfrei zum Download bereit.

Einen ersten Überblick über die vielfältigen Aspekte von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft gibt auch der begleitende kurze Erklärfilm. In knapp zweieinhalb Minuten zeigt die DLG einfach und verständlich aufbereitet, welche große und doch oft unterschätzte Bedeutung die Landwirtschaft in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht hat. Der Film kann unter www.dlg.org/nachhaltigkeitsbericht.html aufgerufen werden.

Interessenten erhalten weitere Informationen bei der DLG. Ansprechpartner ist Dietrich Holler, Leiter Kommunikation, Tel.: 069/24788-200, Fax: 069/24788-112 oder E-Mail: d.holler@DLG.org.

Bildmaterial:
Das nachfolgende Bildmaterial steht Ihnen unter folgenden Links zum Download zur Verfügung. Der Abdruck ist unter Angabe der Quelle „DLG e.V.“ honorarfrei.

Aggregierter Nachhaltigkeitsindex.jpg
Bildunterschrift:
Aggregierter Nachhaltigkeitsindex für die deutsche Landwirtschaft
© DLG e.V.

Umweltindikatoren.jpg
Bildunterschrift:
Zwei Umweltindikatoren in einem Index: Stickstoffüberschuss und Treibhausgasemissionen
© DLG e.V.

Cover DLG-Nachhaltigkeitsbericht.jpg
Bildunterschrift:
DLG-Nachhaltigkeitsbericht 2015
© DLG e.V.

Die DLG e.V. (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat über 26.000 Mitglieder und ist eine Spitzenorganisation der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Seit mehr als 125 Jahren ist die DLG eine für jeden offene Fachorganisation und politisch unabhängig. Die DLG arbeitet als neutrales, offenes Forum des Wissensaustausches und der Meinungsbildung. Rund 200 hauptamtliche Mitarbeiter und mehr als 3.000 ehrenamtliche Experten entwickeln gemeinsam Lösungen für aktuelle Probleme und Herausforderungen der Land- und Ernährungswirtschaft. Die über 80 Ausschüsse, Arbeitskreise und Kommissionen bilden dabei das Fundament für Sachverstand und Kontinuität in der Facharbeit. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.dlg.org.

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