Kein Ende des Walschlachtens in Sicht?

Waljäger gegen Walschützer auf der Meeressäuger-Konferenz auf den Faröer-Inseln
Kein Ende des Walschlachtens in Sicht?
Frisch geschlachtete Wale auf den Faröer-Inseln

„Jagd und Schutz von Meeressäugern – ein Kampf der Kulturen?“
Schon der Titel der Konferenz auf den Faröer-Inseln im nordeuropäischen Atlantik, auf der sich Anfang Juni Walfänger und Walfanggegner gegenübersaßen, brachte es auf den Punkt. Tatsächlich prallten dort zwei Welten aufeinander, wie Julius Berrien berichtete, der als Beobachter für den SAVE Wildlife Conservation Fund diese Konferenz besuchte.

Waljäger, vertreten durch Hans J. Hermansen vom Faröischen Walfängerverband, pochen seit jeher auf Tradition und sprechen von „humane Tötungsmethoden“. Außerdem sei der Grindwal nicht vom Aussterben bedroht und sein Fleisch gehöre zum Speiseplan der Inselbewohner.
Gerade dem letzten Punkt halten Walschützer entgegen, dass die obersten Gesundheitsbeamten der Faröer Inseln bereits 2008, vom Verzehr von Grindwalfleisch aufgrund der hohen Quecksilber und PCB-Konzentration abraten.

Massive Kritik richtete sich auf der Konferenz, an der neben Walfängern und
Umweltschützern auch Wissenschaftler und Politiker teilnahmen, auch gegen die Fangmethoden: Hierbei wird den Walen ein Haken ins Blasloch gestoßen, anschließend schneidet man ihnen mit einem Messer oberhalb des Blaslochs die Wirbelsäule auf, um die Hauptarterie zum Gehirn zu durchtrennen. Umweltschützer bezeichnen diese Praktiken als unvorstellbar grausam.

SAVE-Beobachter Julius Berrien wurde am Rande der Konferenz Zeuge, wie grausam die getöteten Wale zugerichtet waren: „Am Hafen der kleinen Insel Sandoy bot sich mir ein makabres Schauspiel“, berichtet Berrien. „Etliche tote Wale lagen am Strand mit riesigen klaffenden Schnitten im Nacken. Kleine Kinder spielten auf den ausgeschlachteten Kadavern, aus denen immer noch die Eingeweide heraushingen.
Die Arbeiter hatten nichts dagegen, dass ihr Tun fotografiert wurde. Im Vergleich zu den Vorjahren hielten sie jedoch die Föten, die sie aus den Bäuchen der schwangeren Walmütter herausgeschnitten hatten, sorgsam in einer gelben Kiste vor unseren Kameras verborgen.“
Die Walbabys müssen schon sehr weit entwickelt gewesen sein, vermutet Biologin Dr. Maike Förster vom SAVE Wildlife Conservation Fund. „Ein Grund mehr, warum wir fordern, die Schlachterei zu stoppen. Denn so haben die Tiere keine Chance, sich zu reproduzieren.“

Weltweit werden jährlich 2.000 Wale geschlachtet, allein an diesem Tag waren es auf der kleinen Faröer-Insel 120. Auf der bereits zweiten Treibjagd in diesem Jahr wurden ganze Walschulen ausgelöscht, denn Grindwale leben wie die meisten Delfine in Gruppen mit rund 20 Tieren.

Politisch ist das Thema deshalb brisant, weil ein Teil davon in einer der reichsten Regionen Europas stattfindet. Walfang ist in der EU verboten, zudem haben die EU-Fischereiminister am 14.6. auf einem Sondergipfel generell eine strengere Fischereipolitik beschlossen. Die autonomen Faröer-Inseln müssen sich an dieses Verbot nicht halten.

Dennoch gibt SAVE-Beobachter Julius Berrien gemeinsam mit anderen Umweltschutzverbänden die Hoffnung nicht auf, dass das Walschlachten eines Tages der Vergangenheit angehören wird.
„Während vieler Gespräche mit den Inselbewohnern hatte ich den Eindruck, dass etwas in Bewegung gerät. Sie waren dankbar, dass internationale Umweltgruppen gegen das Abschlachten der Grindwale protestieren.“
Die dringliche Empfehlung auf den Verzehr des schadstoffbelasteten Walfleischs zu verzichten, könnte den Forderungen nach einem Ende dieser Tradition weiterhin Aufwind geben.
Die Konferenz sieht SAVE insofern positiv, als dass sich hier zwei gegensätzliche Parteien gemeinsam an einen Tisch gesetzt haben. Doch das kann nur der Anfang einer effektiven Meeressäugerpolitik sein, der noch unzählige große Schritte folgen müssen.

SAVE Wildlife Conservation Fund ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Wülfrath, die sich gezielt für die globale und nachhaltige Förderung des Natur- und Artenschutzes einsetzt. Hauptschwerpunkt sind bedrohte afrikanische Wildtiere.

SAVE Wildlife Conservation Fund
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