Wie viel Klimaschutz kann sich Deutschland leisten?

Studie zeigt neue Wege zum Erreichen der Klimaschutzziele im Wärmemarkt

Wie viel Klimaschutz kann sich Deutschland leisten?

Nur Eigentümerhaushalte mit hohem Einkommen können bis 2050 das Klimaschutzziel erreichen

Berlin. Die deutschen Eigenheimbesitzer können unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen die Klimaschutzziele der Bundesregierung für den Wärmemarkt nicht erreichen – das ist das Ergebnis der Studie „Sanierungsfahrpläne für den Wärmemarkt: Wie können sich die privaten Hauseigentümer die Energiewende leisten?“

Im Koalitionsvertrag benennt die Bundesregierung zum Thema Energiewende „Maßnahmen auf der Grundlage eines Sanierungsfahrplans im Gebäudebereich und im Wärmemarkt“. Die von der Brancheninitiative Zukunft ERDGAS auf der Fachmesse E-world 2014 in Essen vorgestellte Studie hat solche Sanierungsfahrpläne errechnet. In einer maßnahmen- und technologieoffenen Simulation der energetischen Sanierungsaktivitäten bis 2050 ist demnach eine CO2-Einsparung von 62 Prozent im Bestand der selbstgenutzten Einfamilien- und Reihenhäuser möglich. Trotz dieser erheblichen Einsparung wird damit das Klimaschutzziel der Bundesregierung von 80 Prozent deutlich verfehlt. Die Studie zeigt die entscheidenden Punkte auf und soll als Datenbasis den Dialog zu einer Gesamtstrategie für die Modernisierung des Wärmemarkts anstoßen.

„Deutschland braucht eine Wärmewende. Damit diese gelingt, müssen Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen: Wir müssen Deutschlands Eigenheimbesitzer gemeinsam davon überzeugen, dass es sich für sie rechnet, energetisch zu sanieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, fordert Dr. Timm Kehler, Sprecher des Vorstands von Zukunft ERDGAS. Die Lebenswirklichkeit, das heißt die finanzielle Leistungsfähigkeit der Hauseigentümer, müsse dazu in den Fokus genommen werden. Die selbstgenutzten Einfamilien- und Reihenhäuser stellen mit rund 83 Prozent die mit Abstand größte Gruppe bestehender Gebäude und bieten damit das größte Einsparpotenzial im Wärmemarkt. Viele Hauseigentümer verfügen aber nicht über die erforderlichen Mittel um Sanierungsmaßnahmen durchzuführen und damit zum Erreichen der Klimaziele beizutragen.

Einkommensverhältnisse als Ausgangspunkt
Die Studie „Sanierungsfahrpläne für den Wärmemarkt“ wählt deshalb gegenüber bisherigen Publikationen einen neuen methodischen Ansatz: Nicht die Zielvorgabe der Klimapolitik bestimmt den Ausgangspunkt, sondern die finanzielle Leistungsfähigkeit der Bürger. Anhand des verfügbaren Einkommens wurden drei Eigentümergruppen definiert, die in einem Rechenmodell verschiedenste Modernisierungsmaßnahmen wählen können. „Das Resultat ist ein deutschlandweit einzigartiger Datensatz“, so Kehler.

Wirtschaftlichkeit entscheidet über Maßnahmenwahl
Ein wichtiger Ansatz der Studie: Wer sein Haus sanieren will, wählt stets die Maßnahme mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis. In der Regel entscheiden sich die privaten Hauseigentümer zunächst für einen Heizungstausch oder einfache gebäudeseitige Maßnahmen, wie zum Beispiel die Dämmung der Kellerdecke. Kehler: „Die Studie zeigt: Je früher die erste Sanierungsmaßnahme durchgeführt werden kann, desto größere finanzielle Spielräume ergeben sich für den weiteren Sanierungsverlauf.“ Vor allem Eigentümer mit geringem Einkommen könnten eine wesentlich höhere CO2-Einsparung erzielen, wenn ihnen eine zielgerichtete Förderung den ersten Sanierungsschritt frühzeitig ermöglichen würde.

Finanzielle Möglichkeiten beeinflussen CO2-Einsparung
Der Hintergrund: Die Gesamt-CO2-Einsparung von 62 Prozent im Bestand der selbst genutzten Einfamilien- und Reihenhäuser verteilt sich nicht gleichmäßig über die Einkommensgruppen. Eigentümer mit hohem Monatsnettoeinkommen (Median 4.300,- EUR) können mit einer Einsparung von 82 Prozent die Zielvorgabe von 80 Prozent etwas übertreffen. Die Gruppe mit mittlerem Einkommen (Median 3.100,- EUR) erzielt eine Einsparung von 63 Prozent, die Gruppe mit geringem Einkommen (Median 1.400,- EUR) von 44 Prozent. „An diesen Ergebnissen sollte sich eine stetige und schlagkräftige Fördersystematik orientieren“, sagt Kehler.

Maßnahmen- und Technologieoffenheit muss gewährleistet sein
Die Studie zeigt auch: Je günstiger das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer energetischen Sanierung aus Sicht der Eigentümer ist, desto wahrscheinlicher wird sie durchgeführt. Die Eigentümer müssen dabei, ohne Nachteile bei der Förderung, auf alle verfügbaren Heiztechnologien und Dämmvarianten zugreifen können. „Für den Klimaschutz ist die CO2-Vermeidung die wichtigste Messgröße. Die Entscheidung, ob CO2 durch den Einsatz effizienzsteigernder Technik oder durch regenerative Energie erreicht wird, sollten wir den privaten Hauseigentümern selbst überlassen“, erklärt Kehler. Schließlich sei eine Verringerung der CO2-Emissionen der einzige Weg, um den Klimawandel aufzuhalten. „Dank der Studie wissen wir jetzt: Je sozialverträglicher und technologieoffener die Politik die Rahmenbedinungen im Wärmemarkt gestaltet, desto mehr können die privaten Hausbesitzer zum Erreichen der Klimaziele beitragen“, resümiert Kehler.

Die Studie „Sanierungsfahrpläne für den Wärmemarkt“ sowie eine begleitende Broschüre stehen unter www.zukunft-erdgas.info zum Download bereit.
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